Die Zeit vor Ostern habe ich als eine Zweiweltenzeit in Erinnerung. Die eine Welt hatte eine etwas traurige, dunkle Grundfarbe und wurde von meiner Mutter bestimmt, die mich dauernd an die bevorstehenden Leiden Christi erinnerte und mich zur Mäßigung ermahnte. Die andere Welt, die bunte, lebendige Hasenwelt, besuchte ich in meinen Osterhasenbilderbüchern. Ich konnte mich nicht sattsehen an Meister Lampe und seiner Familie, wie sie da im Verborgenen im Wald oder auf der Wiese saßen und nicht müde wurden, mit Pinsel und Palette Ostereier in den schönsten Farben anzumalen. Und wie sich Meister Lampe dann am Osterfest mit seiner vollbeladenen Kiepe auf den Weg zu den Kindern machte, um sie mit seinen bunten Ostereiern zu überraschen.

Ostersonntag fiel gewöhnlich die ganze Last der Fastenzeit von meiner Mutter und somit auch von der ganzen Familie. Unbeschwert und im feinen Sonntagstaat, wie mein Vater zu sagen pflegte, ging es in die Kirche und nach dem Hochamt in froher Erwartung im Laufschritt nach Hause. Treppe hoch, Haustür auf, dann von einem Zimmer in das nächste und irgendwo, ein bisschen suchen musste ich aber schon, in einem versteckten Winkel wartete das herbeigefieberte Osterhasennest auf mich.