Noch Jahre später erzählten meine Eltern von meiner Sandkuchengeschichte. Es muss Anfang Juli an einem Samstag gewesen sein. Mein Vater häufelte im Garten Kartoffeln an, meine Mutter kochte Pfirsiche ein und ich kniete in meinem Sandkasten, der unter unserem Küchenfenster in die Erde eingelassen war. Meine Mutter hatte das Küchenfenster, aus dem immer dann, wenn sie den Einkochkessel öffnete, Schwaden nach draußen trat, geöffnet und streckte ab und zu ihren Kopf nach draußen, wenn es ihr in der Küche zu heiß und stickig wurde. Ich war die meiste Zeit aber unbeaufsichtigt, werkelte vor mich hin, füllte meine Kuchenförmchen mit Sand und stülpte alle in einer Reihe auf ein Brett, das mir mein Vater hingelegt hatte.
Ein Kuchen muss mich wohl im Besonderen an die Rodonkuchen erinnert haben, die meine Mutter immer am Wochenende backte. Mit einem kleinen Teelöffel begann ich ganz ahnungslos diesen Kuchen aufzuessen, was mir natürlich nicht gut bekam. Schon kurze Zeit später war das Geschrei groß, wie meine Eltern im Nachhinein erzählten. Ich hatte schlimme Bauchschmerzen und meine Mutter in ihrer Aufregung, versuchte aus mir herauszubekommen, was ich wohl gegessen haben könnte, möglicherweise ja etwas Giftiges. Ich, so ganz und gar in meinem Schmerz gefangen, erzählte unter Tränen einen meiner Sandkuchen aufgegessen zu haben, was meine Mutter vollends aus der Fassung brachte und sie machte sich selbst, aber auch meinem Vater, lauthals Vorwürfe, nicht auf mich aufgepasst zu haben.
Und weil die Schmerzen nicht nachließen, packte mein Vater mich auf den Tank seines Mopeds und wir fuhren zu dritt, mit meiner Mutter auf dem Rücksitz, zum Krankenhaus. Dort kümmerten sich die Ordensschwestern um mich und ließen mich auch erst zwei Tage später wieder nach Hause.
„Das soll dir eine Lehre sein“, sagte meine Mutter, als sie mich nach Hause holte, aber sie sagte es freundlich-besorgt, nicht so grantig wie sonst schon mal.