Genaugenommen habe ich mich mit meiner Einschulung 1963 schreibend auf den Weg gemacht.
Ich konnte es kaum erwarten Schreiben und Lesen zu lernen, malte in der Volksschule mit Akkuratesse die Buchstaben, setzte sie mit Freude und Staunen zu Wörtern zusammen und fühlte mich plötzlich groß und unabhängig.
In der höheren Schule entdeckte ich in unbekannten Texten die Weite der Welt und der Raum unserer kleinen Stadt wurde mir bald zu eng.
Und schließlich in der Universität verliebte ich mich ganz und gar in die Literatur und las mit Begeisterung durch alle Epochen, wobei mir das Lesen und Vorlesen nie nur ein angenehmer Zeitvertreib war, sondern auch immer ein Weckruf selber zu schreiben. Eine für mich bedeutende Wegmarke war die Mitarbeit an einem Buchprojekt und die Herausgabe des Werkes während meines Studiums.
Eine Dozentin hatte Kontakte zu der deutsch-jüdischen Autorin Mirjam Michaelis aufgenommen, die 1940 als Verfolgte in Palästina ankam. Ihre Erinnerungen an ihre Jugendzeit in Berlin, an Verfolgung, Flucht und Ankunft in Palästina hatte sie in ihrer Erzählung die große und die kleine Welt festgehalten.
Das Manuskript vertraute sie uns an und wir haben es neubearbeitet, mit Nachworten kommentiert und herausgegeben. Schreibend bin ich bislang neben meiner Berufstätigkeit mehr oder weniger „nebenher“ unterwegs gewesen: Zunächst als Teilnehmerin in Schreibwerkstätten, dann als Leiterin von Schreibseminaren und jetzt, endlich, als freie Autorin.



