Der Muttertag war einer der besonderen Tage bei uns, die  fotografisch festgehalten werden sollten.
Zum Andenken , wie meine Mutter sagte. Und weil wir keinen Fotoapparat besaßen, machte mein Vater sich Tage zuvor auf den Weg und lieh in unserer Drogerie vor Ort einen merkwürdige Kasten aus, die Agfa Box.

Mutter und ich
Mutter und ich

Am Muttertag machte sich die ganze Familie fein und nachmittags, nachdem wir unsere Frankfurter Kranz Torte verputzt hatten, ging es nach draußen. Mein Vater gab Anweisungen: Mal scheucht er uns hierhin, dann dorthin, während er selber ebenfalls dauernd seine Haltung veränderte: Mal stand er, mal kniete er vor uns und manchmal stieg er auf einen Stein oder Holzklotz, denn diese besagte Agfa Box war recht unhandlich und es gab kaum Möglichkeiten, sie einzustellen, wie mein Vater immer beklagte. Entsprechend waren auch die Abzüge, die wir wenig später aus der Drogerie abholen konnten. Wir erwarteten sie jedes Mal mit großer Spannung.
Die Fotos waren sehr klein, 4×6 cm, schwarz weiß mit Zackenrand. Die meisten waren gelungen, wir konnten uns recht gut erkennen und mein Vater war zufrieden. Aber manchmal waren auch verwackelte Bilder dabei, oder ein Kopf oder Beine waren abgeschnitten. Darüber durfte keiner lachen, mein Vater war dann tief gekränkt.